Wir schreiben das Jahr 1422 nach der Menschwerdung des Herrn.
Das heilige römische Reich deutscher Nation ist in Territorialstaaten aufgeteilt. Die Kurfürsten haben 1410 Sigismund den Sohn von Kaiser Karl IV zum König gewählt. In Rom herrscht mit Martin V. endlich wieder nur ein Papst, Frankreich und England liegen im Hundertjährigen Krieg, Konstantinopel wird von den Türken belagert, der König kämpft in Böhmen gegen die Hussiten und hat in diesem Jahr eine schwere Niederlage erlitten.
In dieser wirren Zeit haben die Grafen von Hoya ihr Territorium immer weiter ausgedehnt und herrschen als unmittelbare Reichsgrafen über ihr Land. Nach der Teilung der Grafschaft durch die Brüder Gerhard und Johann im Jahre 1345, regiert Johann’s Sohn Erich von Nienburg aus die Obergrafschaft.
In Hoya der Residenz der Niedergrafschaft regiert Otto III., der sich seit dem Erwerb der Grafschaft Bruchhausen, Graf von Hoya und Bruchhausen nennt. An seiner Seite steht Gräfin Mechthild, die Tochter des Herzogs Magnus von Braunschweig – Lüneburg, die der Graf 1385 geheiratet hat.
Auf dem Bischofsthron in Verden sitzt Heinrich von Hoya, der jüngere Bruder des Grafen. Von den zahlreichen Kindern des Grafenpaares sind drei Söhne auf Domherrenstellen in Bremen untergebracht. Die älteste Tochter Jutta ist mit Herzog Johann von Mecklemburg verheiratet und Irmgard mit dem Edelherren Konrad von Diepholz. Katharina die jüngste Tochter ist Konventualin in der Zisterzienserabtei in Wienhausen.
Im Sommer hat das Grafenpaar Nachricht von seiner Tochter Katharina erhalten. 1412 war Katharina, die um 1400 im Hoyaer Schloß das Licht der Welt erblickt hat, in das Kloster Wienhausen bei Celle eingetreten und nun ist sie von den Erwählerinnen des Klosters blutjung zur Äbtissin gewählt worden. Die Freunde ist groß bei dem Grafenpaar, zumal Katharina ihren Besuch im elterlichen Schloß in Hoya angekündigt hat und so verfügt Graf Otto, daß Markt gehalten werden soll in Hoya zu Ehren seiner Tochter Katharina.

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